Prämienverbilligungen: bewährtes Mittel zur Armutsreduktion
13. Mai 2024 | 3 min. Lesezeit
Steigende Kosten sind gerade für Armutsbetroffene eine grosse Herausforderung. Die hohen Krankenkassenprämien setzen besonders ihnen stark zu. Die regionalen Caritas-Organisationen empfehlen deshalb ein Ja zur Prämien-Entlastungs-Initiative.
Das Leben in der Schweiz ist teuer. Gerade Menschen mit einem tiefen Einkommen wissen das nur zu gut. Miete, Steuern, Versicherungen, Krankenkassenprämien und Lebensmittel brauchen bei ihnen das Einkommen meist fast vollständig auf – wenn das Geld denn überhaupt bis Ende Monat reicht. Unvorhergesehene Ereignisse wie Arztbesuche oder ein kaputtes Auto führen schnell zu existenziellen Sorgen. Spielraum für Ausflüge oder Geschenke gibt es kaum.
Gesundheit als grosser Budgetposten
Die steigenden Kosten der letzten Jahre waren für grosse Teile der Bevölkerung herausfordernd. Für Menschen, die armutsgefährdet sind, sind solche zusätzliche Belastungen kaum zu bewältigen. Gerade in städtischen Regionen steigen die Mieten immer weiter und die Teuerung treibt die Lebensmittelpreise in die Höhe.
Stark ins Gewicht fallen auch die Gesundheitskosten. Sie sind nach Wohnen und Energie der grösste Budgetposten von ärmeren Haushalten*. Und sie sind ein wichtiger Schuldenfaktor: 2021 lebten in der Schweiz 4,8% in einem Haushalt mit mindestens einer Prämie Zahlungsrückstand bei der Krankenkasse (lesen Sie dazu den Artikel «Schuldenspirale stoppen»).
Eine Auswertung des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) zeigt: Seit Einführung des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung (KVG) im Jahre 1996 sind die Löhne durchschnittlich um 15% gestiegen. Das klingt erstmals vielleicht nach viel. Doch im gleichen Zeitraum haben die Krankenkassenprämien um satte 142% zugenommen. Die Zunahme der individuellen Prämienverbilligungen (ohne Sozialhilfe und Ergänzungsleistungen) betrug in dieser Zeit nur 41%**.
Die Entwicklung seit 1996:
+15%
Höhere Löhne
+142%
Höhere Krankenkassenprämien
+41%
Höhere Prämienverbilligungen
Ungleiche Belastung durch höhere Prämien
Die Krankenkassenprämie ist eine Pro-Kopf-Prämie und nicht abhängig vom Einkommen einer Person. Ein Anstieg der Prämien belastet ärmere Haushalte deshalb viel stärker als reichere. Die 20% mit den tiefsten Einkommen geben im Verhältnis fast doppelt so viel für die Krankenkassenprämien aus wie ein Durchschnittshaushalt.
Von den steigenden Prämien sind bis in den Mittelstand gerade Familien betroffen. Um dem entgegenzuwirken, braucht es Entlastung. Die regionalen Caritas-Organisationen und Caritas Schweiz empfehlen deshalb, am 9. Juni die Initiative «Maximal 10% des Einkommens für die Krankenkassenprämien» anzunehmen.
Mit der Deckelung der Prämien auf 10% des verfügbaren Einkommens werden genau die Menschen entlastet, deren finanzielle Mittel besonders begrenzt sind. «Individuelle Prämienverbilligung ist eines der wirksamsten Instrumente der Armutsprävention» ist Peter Lack, Direktor von Caritas Schweiz, überzeugt. Mit unserer Stimme können wir dazu beitragen, dieses Instrument zu stärken und so die Situation von Armutsbetroffenen zu verbessern.