Arbeit

Seit den Anfängen der «Sozialen Garderobe» ist Michelle Krauser (85) eine treue Freiwillige. Sie denkt nicht daran, ihr 20-jähriges Engagement zu beenden.

Wie kamen sie als Freiwillige zur «Sozialen Garderobe»?

Nachdem mein Mann verstorben war, habe ich bei Caritas angefragt, ob ich mich ehrenamtlich engagieren könne. Die Arbeit in der «Sozialen Garderobe» – ein Angebot, bei dem Menschen in Not kostenlos Kleidung und Schuhe erhalten – gefiel mir besser als in einem der Läden. Zudem habe ich knapp fünfzehn Jahre lang am «Sonntagstisch» bei der Essensausgabe geholfen. Das ist ein Angebot von Caritas Genf für Seniorinnen und Senioren. Ich habe mich auch am Fahrdienst beteiligt, wenn Personen nicht selbständig vorbeikommen konnten.

Was ist Ihre Rolle bei der «Sozialen Garderobe»?

Ich empfange und begrüsse die Menschen, die nach Kleidung und Schuhen suchen. Ich bediene lieber Frauen als Männer. Sie nehmen sich mehr Zeit für die Auswahl und interessieren sich auch mehr für Kleider. Ich zeige ihnen, was wir gerade da haben. Ungefragte Ratschläge gebe ich aber keine!

Ich möchte den Menschen eine Freude machen, sie sollen mit Kleidung nach Hause gehen, die ihnen gefällt. Und vor allem möchte ich ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

Selbst weiss ich eigentlich immer, was ich will. Ich vermute, dass es anderen auch so geht. Wenn jemand wirklich meine Meinung wissen will, äussere ich mich schon. Ich möchte den Menschen eine Freude machen, sie sollen mit Kleidung nach Hause gehen, die ihnen gefällt. Und vor allem möchte ich ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern.


Was ist das Schönste an dieser Tätigkeit?

Ich mag den Kontakt mit Menschen. Ich rede gerne mit den Leuten und bin ihnen behilflich. Genau aus diesem Grund war ich auch 32 Jahre lang in meinem Beruf als Pflegefachfrau tätig. Wenn jemand kein Französisch spricht, hilft die automatische Übersetzung mit dem Smartphone. Die meisten sind freundlich und dankbar. Sie bedanken sich bei uns und es ist schön zu sehen, dass sie zufrieden sind.


Ist es ihnen in all den Jahren nie langweilig geworden?

Nein, überhaupt nicht, ich komme immer noch gerne zur Arbeit! Ich habe auch noch nie daran gedacht, aufzuhören. Ich komme normalerweise mit dem Bus, nur wenn ich eine Torte oder einen Kuchen gebacken habe nehme ich das Auto, so wie heute. Aber auch wenn mich der Gedanke daran ärgert merke ich schon, dass ich schneller müde werde. Deswegen bin ich jetzt nur noch jeweils am Freitag hier und nicht mehr zwei Tage in der Woche.

Nach all den Jahren komme ich immer noch gerne zur Arbeit!


Welche Veränderungen haben Sie im Laufe der Jahre beobachtet?

Am Anfang waren wir nur drei oder vier Freiwillige für etwa 15 Personen, die pro Nachmittag eingekleidet werden mussten. Die Räumlichkeiten waren nicht grösser als die heutige Cafeteria! Jetzt gibt es viel mehr Begünstigte und ich kenne nicht mehr alle Freiwilligen. Aber ich habe immer noch Freude daran, für die Menschen da zu sein.

Unverzichtbare Freiwillige

Die «Soziale Garderobe» ist eines der zahlreichen Angebote von Caritas, das nur dank ehrenamtlicher Arbeit funktioniert. Die meisten der etwa 75 Freiwilligen arbeiten dort einen bis drei halbe Tage pro Woche. Alle Altersgruppen sind vertreten, die jüngste Freiwillige ist 17, die Älteste 85 Jahre alt. «Die Durchmischung der Freiwilligen in Bezug auf Geschlecht, Nationalität, Religion und Alter repräsentiert die Kundschaft, die wir haben», sagt die Leiterin Typhaine Guihard.

Auch die Beweggründe sind vielfältig: Manche Personen haben früher von der «Sozialen Garderobe» profitiert und möchten etwas zurückgeben. Andere sind einfach gerne unter Menschen, möchten helfen oder haben selber Probleme und empfinden den Einsatz als willkommene Abwechslung. 

 

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Dieser Artikel erschien im «Caritas.mag» – dem Magazin der regionalen Caritas-Organisationen der Romandie. Das Magazin der regionalen Caritas-Organisationen erscheint zweimal jährlich.

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