Günstiger Leben

Heini Wollmann ist pensioniert und engagiert sich im Caritas-Markt in Basel-Stadt. Der ehemalige Geschäftsleiter geniesst es, Einblick in ein neues Arbeitsfeld zu erhalten und schätzt die Begegnungen mit der vielseitigen Kundschaft. 

Als Kind verbrachte Heini Wollmann gerne Zeit im Kolonialwarengeschäft seines Grossvaters im Laufental. Das Angebot reichte von Kaffee und Gewürzen über Nägel bis hin zu Halsbändern für Kälber. Heute engagiert sich der 74-Jährige als Freiwilliger jeden Mittwochnachmittag im Caritas-Markt in Basel. Die Stimmung erinnert ihn an den Krämerladen seiner Kindheit.

«Die ehrenamtliche Tätigkeit macht mir Spass und ist sinngebend.»

Im Caritas-Markt finden Menschen mit knappem Budget Produkte des täglichen Bedarfs zu günstigen Preisen. Heini füllt Regale auf, packt Backwaren ein und holt Nachschub im Keller.  Zwischendrin tauchen auch skurrile Produkte auf wie die chinesisch beschrifteten Packungen von Schweizer UHT-Milch. Doch nicht nur die Nostalgie motiviert ihn: «Die ehrenamtliche Tätigkeit macht mir Spass und ist sinngebend», erzählt er. 

«Ich lege allen ans Herz, sich zu engagieren»

Es reizt ihn, eine neue Tätigkeit auszuüben. «Ich lege allen ans Herz, sich zu engagieren und zwar am besten in einem völlig neuen Umfeld», sagt er.

Seit zweieinhalb Jahren engagiert sich der ausgebildete Sozialarbeiter und Erwachsenenbildner Heini Wollmann freiwillig im Caritas-Markt. Zuvor arbeitete er viele Jahre für soziale Institutionen, zuletzt in Leitungspositionen.

Sein Lebenslauf zeigt, dass Heini nie davor zurückschreckte, Neues auszuprobieren. Aber ein roter Faden zieht sich durch: Soziales Engagement war dem Alt-68er immer wichtig, sei es beruflich oder privat. Nach der Lehre als Buchhändler liess er sich zum Sozialarbeiter und später zum Erwachsenenbildner ausbilden.

Als Leiter Bildung und Sport bei Pro Senectute Baselland organisierte er unter anderem Seminare zur Ruhestandsplanung: «Man könnte sagen, ich war der bestvorbereite Rentner», witzelt er. Vor seiner Pensionierung war Heini Geschäftsleiter der Non Profit Organisation mebea (Mensch-Beruf-Arbeit).

Statt mit Zahlen jongliert er nun mit Tomatensaucen: «Es ist ein Privileg, hier zu arbeiten und ich bekomme viel zurück.» Er schätzt die Gespräche mit der Kundschaft, sofern das sprachlich möglich ist. «Es gibt kulturelle Unterschiede und ich versuche Verständnis zu schaffen», sagt er.

Voller Tatendrang und Ideen

Nach seiner Pensionierung arbeitete er mit seiner Partnerin ein Jahr als Freiwilliger auf den Komoren-Inseln vor Ostafrika, wo er mehr über den Islam lernte. Zurück in Basel beriet er ehrenamtlich NPOs und unterstützte Migrant*innen bei der Arbeitsintegration. Wenn er gerade nicht einer sozialen Tätigkeit nachgeht, backt Heini Silserli, Schinkengipfeli oder Muffins und verteilt sie in der Nachbarschaft.

Er radelt gerne und treibt wöchentlich Sport in einer Männergruppe. Mit 60 Jahren lernte er das Flügelhorn zu spielen und fing an in einem Kirchenchor zu singen. «Das überraschte viele Menschen in meinem linksalternativen Umfeld. Es gehört zu den Widersprüchlichkeiten in meinem Leben», sagt er schmunzelnd. Die Ideen werden ihm wohl nie ausgehen. Getrieben von Tatendrang und Engagement hat Heini bereits weitere Visionen, die er umsetzen möchte.  

Dieser Artikel erschien im «Caritas regional». Das Magazin der regionalen Caritas-Organisationen erscheint zweimal jährlich.

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