Günstiger Leben

Was Kundinnen und Kunden im lokalen Caritas-Markt sehen, ist nur ein kleiner Teil des Ganzen. Im Hintergrund sorgt ein engagiertes Team in der zentralen Logistik für volle Regale. Dazu gehört auch Tesfai, der täglich motiviert seine Arbeit mit Herz anpackt. 

Im Zentrallager der Genossenschaft Caritas-Markt in Sempach Station arbeiten rund ein Dutzend Personen – teils festangestellt, teils im Rahmen von Arbeitsintegrationsprogrammen. Wer hier mitanpackt, lernt weit mehr als Lagerlogistik: Pünktlichkeit, Verantwortung und Teamgeist prägen den Arbeitsalltag.

Caritas-Regional-Genossenschaft-Markt-Tesfaj

Zum Team gehört auch Tesfai*, der vor fünf Jahren aus Eritrea in die Schweiz geflüchtet ist. Er startete in einem Arbeitsintegrationsprogramm und entschied sich, dort eine Lehre als Logistiker EFZ zu machen. Nach dem erfolgreichen Abschluss ist er heute ein wichtiges und geschätztes Mitglied des Logistikteams. Und in seiner Freizeit? Da läuft er allen davon – bei regionalen Wettkämpfen holt er regelmässig Medaillen. Seine Geschichte zeigt: Integration gelingt, wenn Menschen eine echte Chance erhalten.

Damit die Regale nie leer bleiben

Tesfais Arbeitstag beginnt früh: Schon um 7 Uhr herrscht im Zentrallager der Caritas-Märkte emsiges Treiben. Täglich treffen Bestellungen aus den 22 Märkten ein. Sie müssen rasch zusammengestellt, verpackt und auf Paletten verladen werden. Bis zu 40 davon verlassen jeden Tag das Lager im Luzerner Hinterland – bereit für die Reise quer durch die Schweiz. Ob nach Genf oder Chur: Am Folgetag ist die Lieferung vor Ort.

Caritas-Markt-Genossenschaft-Netz
Von Sempach bis nach Genf und Chur: Die Lieferungen der 22 Caritas-Märkte werden von hier aus zentral koordiniert.

Was die Kundinnen und Kunden im Caritas-Markt sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs. Hinter jedem Regal steht ein ausgeklügeltes System. Auf 2000 m² Lagerfläche – so gross wie 8 Tennis- oder 160 Parkplätze – geht täglich Ware raus und kommt auch neue hinein. Möglich macht das eine eingespielte und effiziente Logistik mit täglicher Anlieferung.

Sobald Tesfai das vertraute Piepsen eines rückwärtsfahrenden Lastwagens hört, weiss er: Jetzt ist Warenannahme angesagt. Mit geübten Handgriffen bringt er die Lieferung ins Lager – konzentriert, effizient, zuverlässig.

Gemeinsam mit dem Team sorgt er dafür, dass die Regale in den Caritas-Märkten stets gut gefüllt sind – und Menschen in schwierigen Lebenslagen auf Unterstützung zählen können. Der einzige Unterschied zum regulären Supermarkt? Die deutlich günstigeren Preise.

Das Sortiment ist günstig, aber nie willkürlich

Ob Pasta, Duschmittel oder Pfannen – das Sortiment der Caritas-Märkte ist vielfältig und sorgfältig zusammengestellt. Rund 1’000 Produkte umfasst das Angebot, ausgewählt nach klaren Kriterien und zu möglichst günstigen Konditionen eingekauft. Ein verlässliches Vollsortiment stellt sicher, dass die Kundinnen und Kunden selbstbestimmt einkaufen können, ohne bevormundet zu werden.

Caritas-Regional-Genossenschaft-Markt-Regal

Die Genossenschaft Caritas-Markt setzt dabei auf Partnerschaften und ein starkes Netzwerk. Mit langjährigen Lieferanten werden Preise ausgehandelt, die eine stabile und verlässliche Versorgung garantieren. Warenspenden und Sonderposten von Grossverteilern und Produzenten bringen Abwechslung in die Regale und retten zugleich Überschussprodukte und wertvolle Lebensmittel. Dazu gehören auch Brot vom Vortag von lokalen Bäckereien oder tiefgekühltes Fleisch, das andernfalls entsorgt würde. Letzteres ist Teil eines Projekts, das bis Ende 2026 in allen Caritas-Märkten der Schweiz umgesetzt wird.

Auch besondere Aktionen wie stark vergünstigte Rucksäcke und Etuis zum Schulstart werden ermöglicht. So entsteht ein Sortiment, das nicht nur günstig, sondern auch vielfältig und nachhaltig ist. Das Ziel bleibt immer: Qualität zu Preisen, die sich auch Menschen in prekären Lebenslagen leisten können.

Vom Grundbedarf bis hin zu überraschenden Produkten

Die Produkte des täglichen Bedarfs sind im Caritas-Markt am stärksten nachgefragt – das ist wenig überraschend. Frische Früchte, Gemüse, Milch, Eier, Olivenöl, Teigwaren, Reis, Butter und Mehl müssen laufend nachgeliefert werden. Aber auch Milchpulver für Babys, tiefgekühlter Fisch oder Meeresfrüchte sind sehr beliebt.

Doch neben dem grossen Standardsortiment sorgen immer wieder unerwartete Kleinmengen von Spezialangeboten für Abwechslung: italienische Pastasaucen, vegane Spezialitäten, Designer-Kaffee – oder Schoggi-Osterhasen mitten im Sommer. Sogar Schwangerschaftstests oder günstige Parfums finden ihren Weg ins Regal.

Caritas-Regional-Genossenschaft-Markt-Sortiment

Denn Produzent*innen oder Detailhändler*innen haben gelegentlich Überbestände, Restposten oder Artikel, die zum Beispiel nach einer Verpackungsanpassung nicht mehr im regulären Sortiment geführt werden. Hier springt die Genossenschaft Caritas-Markt ein und verwendet diese einwandfreien Produkte sinnvoll weiter.

Für die Kundschaft bedeutet das eine willkommene Abwechslung: hochwertige Waren zu stark vergünstigten Preisen. Für das Lagerteam ist es hingegen oft ein logistisches Abenteuer, denn die neuen Artikel müssen entgegengenommen, sortiert, registriert und eingelagert werden – parallel zu den laufenden Bestellungen für die Märkte.

Kein Gewinn, aber viel Wirkung

Die Genossenschaft Caritas-Markt arbeitet nicht gewinnorientiert. Entsteht dennoch ein Überschuss, fliesst dieser direkt zurück ins Projekt: etwa in die Verbesserung der Infrastruktur oder zur weiteren Senkung der Preise.

Die Realität bleibt jedoch herausfordernd: Die Armut in der Schweiz nimmt zu und auch die Nachfrage nach günstigen Lebensmitteln steigt. Gleichzeitig gehen die Produktspenden zurück, während die Betriebskosten weiter steigen. Ein täglicher Spagat für Tesfai und sein Team. Was bleibt, ist der Antrieb, der alles trägt: der wachsende Bedarf armutsbetroffener Menschen und das Ziel, ihnen mit Würde, Respekt und fairen Preisen zu begegnen.

(*Name geändert)

Wer darf im Caritas-Markt einkaufen?

Für einen Einkauf in einem der 22 Caritas-Märkte in der Schweiz ist eine Berechtigungskarte erforderlich. Diese wird von Sozialämtern, kirchlichen und privaten Sozialinstitutionen sowie den regionalen Caritas-Organisationen ausgestellt. Einkaufsberechtigt sind unter anderem Personen, die Sozialhilfe oder Ergänzungsleistungen beziehen, oder nachgewiesen ein tiefes Einkommen haben oder eine KulturLegi besitzen.

Dieser Artikel erschien im «Caritas regional». Das Magazin der regionalen Caritas-Organisationen erscheint zweimal jährlich.

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