Armut ist Alltag – für mehr als 100 000 Menschen im Kanton Zürich

Armut existiert auch im reichen Kanton Zürich, obwohl sie kaum sichtbar ist. Viele Betroffene schämen sich für ihre prekäre Lage. In der Schweiz arm zu sein, heisst, in allen Lebensbereichen sparen zu müssen. Bei der Gesundheit, dem Wohnen, der Bildung, der Teilnahme am sozialen und kulturellen Leben. Kinder aus armutsbetroffenen Familien leiden dabei besonders.

Armut ist verdrängt werden.

Zwischen 2014 und 2019 mussten fast 13 000 Menschen im Kanton Zürich umziehen, weil ihr Haus abgerissen oder ihre Wohnung saniert wurde und sie sich die höhere Miete nicht mehr leisten konnten. Verdrängt werden insbesondere Arme, Alleinerziehende und Ausländer*innen.
(Quelle: ETH Zürich SPUR – Raumentwicklung und Stadtpolitik, 2023)

Armut ist dunkel.

Für ärmere Haushalte sind die steigenden Mieten und Energiepreise ein grosses Problem: Sie geben nämlich einen grossen Teil ihres Bruttoeinkommens, nämlich rund 33 Prozent, für Wohnen und Energie aus – der durchschnittliche Schweizer Haushalt hingegen nur 15 Prozent.
(Quelle: HABE 2015—2017)

Armut ist offline.

Rund 260 Franken betragen die durchschnittlichen, monatlichen Haushaltausgaben für Mobiltelefonie, Internetgebühren, Computer, Drucker und Zubehör. Über 40% der Personen, die zu Hause über keinen Internetzugang verfügen, geben an, dass ihnen die Kosten dafür zu hoch sind.
(Quelle: BFS 2023 und sozialinfo.ch)

Armut ist leer ausgehen.

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind von allen Altersklassen am häufigsten auf Leistungen der Sozialhilfe angewiesen. Im Jahr 2021 betrug die Sozialhilfequote der bis 17-Jährigen 5,2% und damit 14'484 Personen im Kanton Zürich, was deutlich über der durchschnittlichen Sozialhilfequote von 3,0% liegt.
(Quelle: Sozialbericht Kanton Zürich)

Armut ist ungesund.

Die Krankenkasse wird immer teurer. Die durchschnittliche Prämie hat sich seit 1997 mehr als verdoppelt. 2023 bezahlen Prämienzahler*innen im Durchschnitt 6,6 Prozent mehr Prämien als im Vorjahr. Für das Jahr 2024 beträgt der Aufschlag durchschnittlich 8,7 Prozent. Auch diese Kosten belasten ärmere Haushalte stark. Deshalb sind sie auf einen Ausbau der Prämienverbilligung angewiesen.
(Quelle: BFS 2022/2023, EDI 2022/2023)

Armut ist draussen bleiben.

In der Schweiz ist jede 10. Stelle eine Tieflohnstelle. Das heisst: Fast eine halbe Million Arbeitnehmende arbeiten zu einem Tieflohn. Die Mehrheit davon, nämlich 63,5%, sind Frauen. Ein Tieflohn entspricht einer Bezahlung von weniger als 4443 Franken brutto pro Monat für eine Vollzeitbeschäftigung.
(Quelle: Lohnstrukturerhebung 2020)

Armut ist, 365 Tage zuhause zu bleiben.

Wann ist in der Schweiz eine Person «arm»? Eine Person in der Schweiz ist arm, wenn ihr Einkommen nicht reicht, um ihren Lebensunterhalt zu bewältigen; also wenn ihr verfügbares Einkommen unter der Armutsgrenze liegt. Die Armutsgrenze liegt aktuell bei 2289 Franken pro Monat für eine Einzelperson oder für eine Zweielternfamilie mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 3989 Franken. (Quelle: SKOS)

Caritas Zürich unterstützt armutsbetroffene Menschen mit zahlreichen Angeboten. Helfen Sie mit – mit oder ohne Geld. Jetzt.

2206

Franken monatlich beträgt der Grundbedarf für den Lebensunterhalt nach SKOS für Eltern mit 2 Kindern (zzgl. Mietzins + Krankenkasse).

6,9%

der Zürcher*innen erhielten 2021 eine oder mehrere der folgenden Leistungen: Sozialhilfe, Zusatzleistungen zu AHV/IV oder Alimentenbevorschussung.

57'000

AHV- und IV-Rentner*innen im Kanton Zürich haben Zusatzleistungen erhalten, weil ihre Rente nicht zum Leben reicht.

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