
Eine unvergessliche Hingabe
Vor wenigen Monaten ist Josefa Egli mit 94 Jahren verstorben. Die charismatische Luzernerin setzte sich zeitlebens für Menschen ein. Einen Teil ihres Vermögens hat sie der Caritas Zentralschweiz vererbt. Ein Nachruf auf eine bemerkenswerte Frau.
Josefa Egli liebte das Jassen. Als ihre drei Neffen wieder einmal bei ihr zu Besuch waren, um einen «Jass zu klopfen», erhob sie sich nur kurz, um in der Küche ein Dessert zuzubereiten. Als Josefa zurückkam, hatten die Neffen die Karten bereits neu verteilt, und verkniffen sich das Lachen. Josefa konzentrierte sich auf ihre Karten und wurde ob ihrer vier «Nell» ganz euphorisch. Nur um kurze Zeit später verblüfft in das Gelächter einzustimmen, als der Neffe, der nach ihr an der Reihe war, vier «Trumpf-Buure» auf den Tisch legte und ihr «Traum-Blatt» egalisierte.
Autor: Ronnie Zumbühl
«Josefa war ein herzensguter Mensch, wir vermissen sie.»
Diese Anekdote erzählt einer dieser Neffen, Adrian Egli, wenn er von seiner «geliebten Tante» spricht, die dieses Jahr 94-jährig verstorben ist. «Josefa hatte viel Humor. Sie mochte die Menschen und das soziale Miteinander.» Der Kontakt zu ihren fünf Geschwistern, deren Kindern und Grosskindern pflegte sie ununterbrochen. «Sie hat keinen Geburtstag vergessen und uns immer angerufen. Josefa war ein herzensguter Mensch, wir vermissen sie.»
Josefa wuchs auf einem Bauernbetrieb in Nottwil auf. Eltern, Onkel und Tanten waren sehr religiös, was mit ein Grund war, dass sie ins Kloster eintrat und viele Jahre als Ordensschwester diente. Als sie aus dem Kloster austrat, widmete sich fortan ihrem weltlichen Engagement.
Der Aufbruch verlieh ihr neuen Schub: Josefa baute ab 1973 die Beratungsstelle der Pro Senectute (damals Stiftung für das Alter) in Emmen auf und kämpfte auch in ihrer Freizeit für das Soziale. Josefa sei eine vielseitige und vielseitig interessierte und begabte Frau gewesen, sagt ihre beste Freundin Silja Mägli. «So sehr Josefa die heimische Gemütlichkeit liebte und pflegte, so zog es sie auch immer wieder in die Ferne. Mit grossem Interesse hat sie viele fremde Länder bereist, aber auch Berge bestiegen und mit Freundinnen ihre nähere Umgebung erkundet. Und das Velo war ihre grosse Liebe.»
Bis auf einen kurzen Unterbruch arbeitete Josefa Egli bis zu ihrer Pensionierung bei der Pro Senectute. Anlässlich ihrer Pensionierung erschien 1993 ein Beitrag in der früheren Lokalzeitung «Die Heimat» über sie. Darin heisst es: «Sie hat unzähligen Personen in ihren täglichen Nöten und Sorgen geholfen und ihnen Hilfe durch andere Fachstellen vermittelt. Vielen betagten Frauen und Männern hat sie den Entscheid für den Eintritt in eines der Emmer Heime erleichtert und vorbereitet», heisst es weiter.
Josefas Engagement ging über ihre Pensionierung hinaus. Sie hat als Freiwillige ein Projekt für Frauen unterstützt. Auch die Caritas Zentralschweiz beziehungsweise Caritas Luzern, wie die Organisation damals noch hiess, hat sie regelmässig mit Spenden unterstützt. Und nicht nur hier stand Caritas Zentralschweiz in ihrer Gunst: Sie begünstigte die Organisation in ihrem Testament als Erbin.
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Von ihrer Arbeit in Sachen Altersfragen wusste wohl Josefa Egli um die Wichtigkeit von rechtlichen Klärungen. Schliesslich hat sich auch ihre Wünsche betreffend Beerdigung kundgetan. Auf ihren Wunsch hat man sie in einem Gemeinschaftsgrab in Nottwil beigesetzt. «Der Beruf und die Freundschaften hielten sie in der Stadt Luzern. Doch sie kehrte immer wieder gerne zu ihren Wurzeln auf dem Land zurück, auch ihre Gläubigkeit legte sie nie ab. Josefa war ein tiefgläubiger Mensch,» sagt ihr Adrian Egli.
Und bezeichnend dafür ist wohl auch dieser Satz, den sie in ihrem Testament verfasst hat: «Ich durfte in meinem Leben viel Liebe erfahren. Danke vielmal, B’hüt Gott und auf Wiedersehen im Himmel.»
Silja Mägli begleitete Josefa in den letzten Stunden ihres Daseins liebevoll und denkt gerne an die bemerkenswerte Frau zurück: «Man war gerne mit ihr zusammen, sie strahlte Zuversicht und Heiterkeit aus. Sie akzeptierte die Menschen wie sie sind, und sie begegnete ihnen mit Warmherzigkeit und Verständnis.»
«Sie akzeptierte die Menschen wie sie sind, und sie begegnete ihnen mit Warmherzigkeit und Verständnis.»

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