10.10.2025

«Caritas ist eine verlässliche Partnerin»

Die CSS Theatergala hat im Luzerner Kulturkalender seit vielen Jahren einen festen Platz. Philomena Colatrella, CEO der CSS, spricht über die langjährige Kooperation mit Caritas Zentralschweiz und darüber, warum Armutsbekämpfung auch im Gesundheitswesen zentral ist.

Autorin: Marlen Stalder

Seit drei Jahrzehnten ist die CSS Partnerin und Sponsorin der Theatergala: Warum ist dieses Engagement der CSS auch heute noch ein Anliegen? 

Wir unterstützen die Arbeit von Caritas Zentralschweiz aus voller Überzeugung. Weil sie sich um jene Menschen kümmert, die in Not sind. Weil sie sich der Armutsbekämpfung verschrieben hat in einem Land, wo Armut oft unsichtbar ist. Und weil sie all dies mit Fokus auf unsere Region tut. Mit der Theatergala spannen zwei Organisationen auf dem Platz Luzern zusammen, die sich am Prinzip der Solidarität orientieren. Wir wissen aus der Forschung, dass sozial schlechter gestellte Menschen höhere Gesundheitsrisiken haben. Armutsbekämpfung ist deshalb auch für das Gesundheitswesen zentral. Vor diesem Hintergrund halte ich das Engagement der CSS bei der Theatergala nach wie vor für stimmig und wirkungsvoll.

«Wir wissen aus der Forschung, dass sozial schlechter gestellte Menschen höhere Gesundheitsrisiken haben.»

Was ist rückblickend für Sie der spürbarste Effekt dieser Partnerschaft? 

Der wichtigste Effekt ist die direkte und unbürokratische Hilfe, die sich aus dem Erlös der Theatergala ergibt. Sie verschafft Betroffenen Luft. In einer schwierigen Situation werden sie ein Stück weit entlastet. Weniger offensichtlich, aber genauso zentral ist der Sensibilisierungseffekt: Mit der Theatergala rufen wir jeweils ins Bewusstsein, dass Armut in der Schweiz existiert.

Sie sind mittlerweile seit rund zehn Jahren bei der Gala für die grosse Geste zuständig: die Checkübergabe. Was löst dieser Moment bei Ihnen aus? 

Dieser Moment ist für mich immer wieder von Neuem berührend. Die Menschen in der Zentralschweiz zeigen sich solidarisch mit jenen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. In der Krankenversicherung tragen viele gemeinsam die Last weniger: Gesunde zahlen mit für Kranke. 

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Am Freitag, 24. Oktober findet die diesjährige CSS Theatergala statt. Das Ensemble des Luzerner Theaters präsentiert die Oper «Luisa Miller» von Giuseppe Verdi. Im Anschluss gibt es ein Abendessen im Kulturzentrum Südpol. Der Erlös der Benefizveranstaltung geht an Caritas Zentralschweiz und kommt armutsbetroffenen Menschen in der Zentralschweiz zugute.

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Warum ist das Prinzip der Solidarität für Sie auch heute noch so zentral? 

Wir fühlen uns den Werten der Solidarität und der Eigenverantwortung seit unserer Gründung vor über 125 Jahren verpflichtet; beides gehört untrennbar zusammen. Soziale Absicherung und solidarisches Handeln bilden die Basis, auf der wir als Individuen eigenverantwortlich handeln können. Im Gesundheitswesen hat das Solidarprinzip auch eine ethische Komponente. Der eigene Gesundheitszustand ist die Folge einer komplexen Gemengelage – und nicht alleine das Resultat von individuell getroffenen Entscheidungen. Nehmen wir die sozioökonomische Situation: Menschen mit wenig Geld haben es tendenziell schwieriger, sich gesund zu ernähren. Und wer sich mit mehreren Jobs über Wasser halten muss, hat weniger oder gar keine Zeit, Sport zu treiben. Ohne den Wertekompass der Solidarität würde Krankheit über kurz oder lang zu einer individuellen Schuld umgedeutet. Das wäre fatal.

Gibt es Momente, in denen Sie gespürt haben, dass gelebte Solidarität etwas konkret verändern kann? 

Während der Corona-Pandemie hat sich wie durch ein Brennglas gezeigt, dass eine Gesellschaft nur dann funktionieren kann, wenn wir aufeinander Rücksicht nehmen. Auch bei Naturkatastrophen zeigt sich immer wieder eindrücklich, wie gross die gelebte Solidarität ist. Ich halte es mit dem Soziologen Stephan Lessenich, der solidarisches Verhalten als konkrete Praxis definiert: gemeinschaftliches Handeln, um gesellschaftliche Probleme und die strukturellen Ursachen von Armut anzugehen. Genau dafür steht Caritas ein: Sie lindert nicht nur Not, sie setzt sich auch für eine nachhaltige Bekämpfung von Armut ein.

«Unternehmen von der Grösse einer CSS haben eine Verantwortung, mit gutem Beispiel voranzugehen.»

Warum lohnt es sich für ein Unternehmen, Solidarität nicht nur als Wert zu kommunizieren, sondern in wirkungsvolle Massnahmen zu übersetzen? 

Es ist einfach, symbolisch für etwas einzustehen, ohne sich tatsächlich dafür einzusetzen. Doch Solidarität als blosses Lippenbekenntnis hilft niemandem. Unternehmen von der Grösse einer CSS haben eine Verantwortung, mit gutem Beispiel voranzugehen. Nicht zuletzt gibt uns allen die Bundesverfassung vor, welchen Zustand wir als Gesellschaft anstreben. Denn es heisst dort wortwörtlich: Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen. Warum lohnt es sich, dafür eine Partnerschaft mit einer gemeinnützigen Organisation einzugehen? Indem wir für die Theatergala mit Caritas Zentralschweiz kooperieren, machen wir auf gemeinsame Anliegen aufmerksam: Wir setzen uns dafür ein, dass das Gesundheitswesen bezahlbar bleibt. Die Caritas ist eine verlässliche Partnerin, kennt die Sorgen und Nöte von Armutsbetroffenen und weiss genau, wie ihnen geholfen werden kann. Dabei verfolgt sie einen nachhaltigen Ansatz, ganz im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe. Das macht sie für uns zu einer idealen Partnerin. 

Am Freitag, 24. Oktober, findet die 31. CSS Theatergala statt. Worauf freuen Sie sich besonders? 

Ich freue mich sehr darauf, viele bekannte Gesichter wiederzusehen. Da ich Ende Jahr als CEO zurücktrete, wird es meine letzte Theatergala in dieser Rolle sein. Auch das macht diese Ausgabe für mich speziell. Und auch aus kultureller Sicht ist die Theatergala ein Highlight – für die ganze Region.

Aktuelles Magazin: Mit Schulden leben

Dieser Artikel ist aus dem Caritas Regional Magazin 2/25. Zweimal jährlich erscheint in der Deutschschweiz das Magazin «Caritas regional». Hier lesen Sie Aktuelles und Hintergründe aus den regionalen Caritas Organisationen.

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