02.06.2023

«Forum Caritas Aargau»: Steigende Lebenskosten – was tut der Kanton Aargau

Wenn das Geld kaum zum Leben reicht – Caritas Aargau hatte dazu eingeladen, zusammen mit Fachpersonen und Politiker*innen am Mittwochabend, 24. Mai 2022, im Aarauer Naturama anlässlich des «Forum Caritas Aargau» Lösungsansätze für Armutsbetroffene zu diskutieren.

«Forum Caritas Aargau»: Steigende Lebenskosten – was tut der Kanton Aargau

Das Inputreferat hielt Andreas Lustenberger, Leiter des Bereichs Grundlagen und Politik bei Caritas Schweiz. Er präsentierte die aktuellen Armutszahlen des Bundesamts für Statistik, die besagen, dass jede 6. bis 7. Person in der Schweiz unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze lebt. Anschliessend zeigte Andreas Lustenberger die monatliche Lebenskosten-Teuerung von Januar 2022 bis April 2023 auf. Dies verdeutlicht, dass die einkommensschwächsten Haushalte durchschnittlich mindestens doppelt so viele Prozente des Bruttoeinkommens für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke, Wohnen und Energie sowie Gesundheit ausgeben als die Gesamtheit aller Haushalte im Durchschnitt. Zum Schluss erläuterte Andreas Lustenberger Massnahmen zur Bekämpfung der aktuellen Herausforderungen: Erhöhung der individuellen Krankenkassen-Prämienverbilligung, voller Teuerungsausgleich mindestens beim Lohn der einkommensschwächsten 20 Prozent, der AHV und den weiteren Unterstützungsleistungen, Energiekostenzulage für Mieter*innen, die ihre Nebenkosten nicht mehr begleichen können, sowie unbürokratische Direkthilfen für Personen in prekären Situationen.

Danach folgte eine Podiumsdiskussion mit Andreas Lustenberger und den weiteren Gästen des Abends, der Co-Leiterin des Kantonalen Sozialdiensts Aargau, Loranne Mérillat, der FDP-Grossrätin und Unternehmerin in der Bau- und Immobilienbranche, Karin Faes, sowie der Geschäftsleiterin der Schuldenberatung Aargau-Solothurn, Barbara Zobrist.
Die Journalistin Katia Röthlin moderierte die Runde, die hauptsächlich die Situation im Aargau thematisierte.

Loranne Mérillat wies darauf hin, dass der Kanton Aargau auf Empfehlung der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) den Grundbedarf für den Lebensunterhalt an die Teuerung angepasst und die Sozialhilfe-Ansätze per 1. Mai 2023 entsprechend erhöht hat.
Barbara Zobrist bestätigte die stetig wachsenden Anfragen für Budgetberatungen und äusserte die Feststellung, dass einmalige Zahlungshilfen oftmals nicht mehr ausreichen, da die gestiegenen Mehrausgaben mit den Einnahmen nicht zu decken sind. Die Lage «chronifiziere sich». Zudem erwähnte sie, dass es noch nie so einfach war, Schulden zu machen, wie heutzutage mit Abzahlungsverträgen, Ratenzahlungen etc. Deshalb seien Präventionsmassnahmen zur Vermittlung von frühzeitiger Finanzkompetenz sehr wichtig.
Allgemein herrschte Zustimmung, dass Hemmschwellen für Betroffene abgebaut, wie beispielsweise die Schaffung auch digitaler statt nur ortsgebundener Zugänge, und in die frühkindliche Bildung investiert werden sollte.
Karin Faes sprach sich dafür aus, den Betroffenen Werkzeuge bereitzustellen, die ihnen helfen, aus der Notsituation zu gelangen. Der gemeinsame Wunsch aller Diskutierenden war denn auch, dass die Schere zwischen Reich und Arm nicht weiter aufgeht.

Den passenden musikalischen Rahmen boten die Jazzsängerin Cinzia Catania und der klavierspielende Arzt Joram Ronel. Beat Niederberger, der Präsident von Caritas Aargau, bedankte sich am Ende der Veranstaltung bei allen Anwesenden für ihren Beitrag zum sozialen Zusammenhalt und rief dazu auf, der wachsenden Entsolidarisierung entgegen zu treten, damit wir auch weiterhin als Gesellschaft «etwas miteinander zu tun haben».