20.08.2024

Eine «mit mir»-Regionalvermittlerin berichet über ihr Engagement

Eltern entlasten und Kinder fördern – das ist die Idee der «mit mir»-Patenschaften von Caritas Aargau. Susanne Blattmann ist ehrenamtlich als «Regionale Vermittlerin» tätig und schildert, wie das Projekt bei den beteiligten Familien wirkt.

«Man spürt, wie die Aufmerksamkeit dem Mädchen guttut»

«Alle Kinder in der Schweiz sollen Chancen für einen guten Start ins Leben haben. Kinder sind ja unsere Zukunft!» Wenn Susanne Blattmann beginnt, von ihrem freiwilligen Engagement zu sprechen, ist ihr die Begeisterung anzumerken. Seit über einem Jahr ist die pensionierte medizinische Praxisassistentin, die mehr als 20 Jahre in der Pädiatrie arbeitete, als Regionale Vermittlerin im Projekt «mit mir» aktiv. Ihre Aufgabe besteht darin, Patenschaften zwischen belasteten Familien und engagierten Freiwilligen zu organisieren.

Belasteten Familien mit engagierten Patinnen und Paten zusammenbringen

Mit dem Patenschaftsprojekt «mit mir» werden Familien unterstützt, die sich sozial in schwierigen Situationen befinden: Alleinerziehende, Familien mit Migrationshintergrund oder Familien, die von Krankheit oder prekären Arbeitssituationen betroffen sind.

«Ich lerne die Familien und ihre Probleme schon in der Vermittlungsphase recht gut kennen, um die Bedingungen für eine mögliche Patenschaft zu klären», erzählt Susanne Blattmann. «Meiner Erfahrung nach können die Patenschaften die Familien jedoch schon rasch gut entlasten.» Dies geschieht dadurch, dass die Kinder etwa zwei- bis dreimal pro Monat von ihren Patinnen oder Paten betreut werden und dabei eine Freizeit mit kreativen und gesundheitsfördernden Aktivitäten erleben.

«Ich lerne die Familien und ihre Probleme in der Vermittlungsphase gut kennen, um die Bedingungen für eine mögliche Patenschaft zu klären.»

Für eine fünfköpfige eritreische Familie hat Frau Blattmann zwei Patenschaften für die beiden jüngsten Töchter vermittelt. Die Mädchen besuchen aktuell die Primarschule. «Für diese Familie ist im Moment vor allem das Lernen der deutschen Sprache wichtig. Die Mutter spricht fast kein Deutsch, der Vater und die Kinder nur ein wenig. Während die beiden Patinnen mit ihren Kindern verschiedene Dinge unternehmen, gemeinsam backen, einen Zoo besuchen oder Trampolin springen gehen, sorgen die Patinnen gleichzeitig dafür, dass die Kinder ihr Deutsch verbessern», erklärt Frau Blattmann.

Begegnung auf Augenhöhe

Eine der Patinnen ist angehende Lehrerin. «Speziell in Familien mit Migrationshintergrund ist es zusätzlich wertvoll für die Kinder, dass sie Menschen ausserhalb ihres Umfeldes kennenlernen, die sie nehmen, wie sie sind und ihnen auf Augenhöhe begegnen», erklärt Susanne Blattmann und ergänzt: «Die Patinnen machen das ganz toll: Sie nehmen sie in ihren Alltag mit und die Kinder lernen so die hiesigen Gewohnheiten kennen. Die Patinnen haben aber auch schon eritreische Gerichte mit den Kindern gekocht.»

«Meiner Erfahrung nach können «mit mir»-Patenschaften Familien in schwierigen Situationen rasch gut entlasten.»

Für eine andere Familie hat Susanne Blattmann gleich drei Patenschaften organisiert. Eine Patin begleitet die ältesten beiden und ein pensioniertes Ehepaar hat sich dem dritten Kind der Familie angenommen. Alle sind im Primarschulalter. «Diese Familie ist unter anderem krankheitsbedingt aktuell in einer recht prekären Situation. Die Eltern sind froh um jede freie Minute, in der sie sich einmal ohne schlechtes Gewissen ausruhen können.

Für die Kinder ist es extrem wertvoll, dass sie hin und wieder etwas anderes sehen und neue Dinge erleben. Die Kinder wissen beispielsweise noch nicht, was man auf einem Spielplatz alles machen kann oder was ein Restaurantbesuch ist.» Auch hier sorgen die Pat*innen für sinnvolle neue Impulse.

«Seit Myrielle* regelmässig eine Patin hat, die sich Zeit für sie nimmt, spricht und lacht sie viel mehr. Zuvor hat sie kaum ein Wort gesagt»

Myrielle*, eines der Mädchen, ist durch die Patenschaft besonders aufgeblüht. «Seit sie regelmässig eine Patin hat, die sich Zeit für sie nimmt, spricht und lacht sie viel mehr. Zuvor hat sie kaum ein Wort gesagt», schildert Blattmann. «Man spürt, wie die Aufmerksamkeit dem Mädchen guttut», fasst sie zusammen.

Dankbar für das Vertrauen

Bei allen Familien erlebt Susanne Blattmann grosse Dankbarkeit. Gleichzeitig bekommt sie selbst viel zurück. «Es ist natürlich schön, wenn die Kinder mir strahlend entgegenschauen, wenn ich zu Besuch komme. Doch ich bin auch recht berührt von dem Vertrauen, das die Eltern mir und den Pat*innen entgegenbringen. Immerhin vertrauen sie uns ihre Kinder an!»

*Name geändert

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Autorin: Nathalie Philipp
Foto: Symbolbild, Urs Siegenthaler
aus: Magazin «Da+Dort» Familie, Nr. 83, Dezember 2021