02.05.2024

Ein Raum für Mut, Freude, Offenheit und auch Tränen

Sich besser integrieren durch Tanzen? «Das ist möglich», sagt Nicole Winkler, Caritas- Verantwortliche von «Bewegte Femmes-Tische». Als Ethnologin, Erwachsenenbildnerin und Projektleiterin hat Nicole Winkler bereits einiges auf die Beine gestellt. Ein grosses Anliegen der bewegungsbegeisterten Tanztherapeutin ist, dass Tanz- und Körperarbeit in Integrationsprojekte mit eingebunden werden.

Bewegte Femmes-Tische

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Die Frauen treffen ein, melden sich beim Eingang an und schauen sich interessiert im Raum um. Nicole Winkler lädt die Eintreffenden mithilfe der anwesenden freiwilligen Moderatorinnen, die auch Femmes-Tische-Gesprächsrunden ohne Bewegung in der jeweiligen Muttersprache leiten, in einen grossen Kreis ein. Darin erhalten die Teilnehmerinnen, die bereits beim letzten Mal dabei waren, die Gelegenheit, über ihre zwischenzeitlichen Erfahrungen zu berichten. Nachdem Nicole Winkler die Rückmeldungen aufmerksam angehört hat, beginnt sie mit dem Input zum heutigen Thema «positives Körperbild».

Anschliessend versammeln sich die Frauen in kleineren Sprachgruppen und vertiefen mit ihren Moderatorinnen die Thematik. Es werden jeweils nebst Deutsch zwei bis vier Sprachen angeboten. Nach einer kurzen Pause beginnt die Tanzsequenz. In diesem Programmteil wird das Besprochene durch Bewegungen zur Musik vertieft und auf der Körperebene integriert. Die Tanzsequenz ist voller Mut, Freude, Offenheit und auch Tränen der Ergriffenheit. Mit einem Znüni und einem informellen Austausch endet
die Veranstaltung «Bewegte Femmes-Tische».

«Da das Projekt sehr niederschwellig ist, können Frauen jederzeit einsteigen und so viele Veranstaltungen besuchen, wie sie möchten.» Nicole Winkler, Projektleiterin

Der Transfer in den Alltag

«Bewegte Femmes-Tische» werden seit 2018 von Caritas Aargau angeboten. Das Projekt kombiniert die moderierten Femmes-Tische-Gesprächsrunden für Frauen mit auf das jeweilige Thema angepassten Tanzsequenzen. Nicole Winkler freut sich vor allem über die Teamarbeit im Projekt. Indem sie mit den Femmes-Tische-Moderatorinnen zusammenarbeitet, können die relevanten Alltagsfragen der Femmes-Tische aufgenommen und mit Bewegungen verbunden werden.

«Das Herausfordernde bei Integrationsprojekten ist oftmals der Transfer des erworbenen Wissens in den Alltag», erläutert Nicole Winkler. Durch einen ganzheitlichen Ansatz, der die Körperebene mit einbindet, die Lebensfreude und die Vitalität anregt sowie das psychische, körperliche und das soziale Wohlbefinden stärkt, wird dieser Transfer begünstigt. «Bewegte Femmes-Tische» fördern nicht nur die ganzheitliche Gesundheit der Teilnehmerinnen, sie bieten ihnen zudem die Möglichkeit, sich über Integrationsrelevantes zu informieren und sich darüber auszutauschen. Die Teilnehmerinnen werden angeregt, mutiger in Kontakt mit ihrem neuen oder bisherigen Umfeld zu treten, aber auch über sich selbst zu reflektieren und eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und ihnen Platz einzuräumen.

«Ja, das Thema ‹positives Körperbild› ist sehr präsent in meinem Alltag. Selbstvertrauen, zufrieden sein mit mir selber, stolz auf mich sein, all dies gehört zusammen – dass ich mich gut fühle.» Abira, Teilnehmerin des Projekts

Ein Angebot mit grosser Wirkung

Die Bewegungssequenzen der «Bewegten Femmes-Tische » werden mittels der Methode Biodanza durchgeführt. Die Methode wurde speziell für Bildungsangebote weiterentwickelt. Biodanza fördert die Verbindung zu sich selbst, seinem Gegenüber und der Gruppe sowie allgemein das Gefühl der Zugehörigkeit und einer aktiven Lebensgestaltung. Nicole Winkler betont: «All diese Faktoren sind nicht nur beim Integrationsprozess von grosser Bedeutung, sondern auch für hierzulande Aufgewachsene von Relevanz.»

Begeistert berichten Teilnehmerinnen, wie die Tanzsequenzen ihre Wahrnehmung gegenüber sich selbst und ihrer Umgebung verändert haben. Bei «Bewegte Femmes-Tische» erleben die Frauen, dass tiefe Begegnungen trotz unterschiedlichster Herkunft, unterschiedlichem Alter und unterschiedlichen Sprachen möglich sind. Eine Teilnehmerin bezeichnet dies als «Herzverbindung», die trotz Sprachbarrieren eine enge Verbundenheit erlaubt. Einige erhalten nach der Teilnahme Komplimente von ihrem Umfeld für ihre verbesserten Deutschkenntnisse. Obwohl sich tatsächlich nicht die Deutschkenntnisse verbessert haben, sondern die Selbstsicherheit und der Mut der Frauen.

«Eigentlich kann ich nicht viel mehr Deutsch, aber jetzt spreche ich mit meiner Nachbarin, da ich weniger gehemmt bin.» Raffaela, Teilnehmerin des Projekts
Autorinnen: Piravina Selliah und Nicole Winkler
aus: Magazin «Caritas regional» 2024/1

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